Frauen in MINT*-Berufen

Viele Frauen waren Pionierinnen im Bereich der Naturwissenschaften. Dennoch wird viel zu wenig von Ihnen berichtet. Bekannt sind meist ihre männlichen Kollegen.

Ada Lovelace, eine britische Mathematikerin, gilt als erste Programmiererin der Welt. Sie schuf den ersten Algorithmus und somit die Grundlage für moderne Programmiersprachen. Emily Warren Roebling brachte sich Mathematik- und Ingenieurskenntnisse im Selbststudium bei und überwachte als Bauleiterin den Bau der Brooklyn Bridge. Die Österreicherin Lise Meitner veröffentlichte nach ihrem Mathematik-, Physik- und Philosophiestudium Arbeiten über Alpha- und Betastrahlen und galt als Expertin auf dem Gebiet der Strahlen- und Kernphysik. Als bisher erste und einzige Frau erhielt Maryam Mirzakhani 2014 die höchste Auszeichnung für Mathematiker*innen, die Fields-Medaille. Sie arbeitete über Geodäten in hyperbolischen Riemannschen Flächen - also Flächen und Figuren, die nur durch Zahlen beschrieben werden können und in der realen Welt nicht existieren. Die Bezeichnung Software-Engineering wurde von Margaret Hamilton geprägt. Hamilton arbeitete am ersten Computersystem für Raketenabwehr und entwickelte die On-Board-Flugsoftware der NASA für die erste Mondlandung. [1]

Immer noch zu wenig Frauen
All diese Frauen haben Dank ihres Einsatzes einen entscheidenden Beitrag zur heutigen Forschung geleistet. Dennoch ergreifen immer noch zu wenige Frauen einen Beruf im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Trotz einer Steigerung von 8,5 % im Verlauf der letzten fünf Jahre liegt der Frauenanteil immer noch bei 15,7 %. Nicht einmal drei von zehn bestandenen MINT-Prüfungen wurden an Hochschulen und Universitäten von einer Frau abgelegt. Der Frauenanteil bei den MINT-Ausbildungsberufen hat sich seit 1993 zwischen neun bis elf Prozent eingepegelt. Der sogenannte Fachkräftemangel ist in vielen technischen Berufsfeldern erkennbar, zum Beispiel in der Softwareentwicklung, Kraftfahrzeugtechnik oder auch in der Mechatronik- und Automatisierungstechnik.
[2]

Frühe Prägung von Stereotypen
Der Forscher David Chambers sammelte zwischen 1966 und 1977 5.000 Bilder von Kindern und Jugendlichen zum Thema 'Draw a scientist'. Die Bilder zeigten viele stereotypische Vorstellungen über Forschende. Zudem waren nahezu alle Forscher männlich. Nur 0,6 % der Bilder zeigten Frauen. Wissenschaftler wiederholten den Test 2016. Die Zahl der gemalten Forscherinnen steigerte sich auf immerhin 28%. Während die fünf- bis achtjährigen etwa gleich viel Männer und Frauen zeichneten, nahm die Anzahl der gezeichneten Forscherinnen mit zunehmenden Alter ab. Stereotype Vorstellungen entstehen also im Laufe der Kindheit und verfestigen sich in der Jugend. [3]

Zeit für Veränderung
All diese Studien zeigen das es umso wichtiger ist, dass sich Mädchen frühzeitig mit ihren technischen Interessen beschäftigen. Mädchen und junge Frauen sollten in ihrer Entscheidung für einen MINT-Beruf bestärkt werden, denn neben attraktiven Vergütungsmodellen und sehr guten Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten bietet der technisch-naturwissenschaftliche Bereich spannende Arbeitsfelder.

Die MINT-Bildungsinitiative "Technik - Zukunft in Bayern 4.0" hilft dabei. In vielen Projekten - vom Kindergarten und Schulalter bis zum Übergang in Ausbildung oder Studium - soll das Interesse der Teilnehmerinnen für technische, naturwissenschaftliche und digitale Zusammenhänge geweckt werden. Zum Beispiel beim "Forscherinnen-Camp", "Technik-trifft-Umwelt-Camp" oder den Computational Thinking Workdays bekommen die Teilnehmerinnen viele Einblicke in den Berufsalltag und können zudem all ihre Bedenken, die sie zum Thema 'Frauen im MINT-Bereich' in sich tragen, los werden.

Die Zeit typischer Männerberufe ist vorbei, Erfolg im technischen Beruf hängt von der Einstellung und Begeisterung ab - nicht vom Geschlecht.

*Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik

Quelle:
[1] 10 berühmte Frauen in Männerberufen: www.uniglobale-blog.com/thema/frauen-mint-karriere (abgerufen am 02.04.2020)
[2] MINT - Berufe, Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt ;August 2019: statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Broschuere-MINT.pdf (abgerufen am 02.04.2020)
[3] MINT Nachwuchsbarometer 2019, Seite 8