Ich mach’s – aus dem Leben einer Mechatronikstudentin

Zunächst klingt dieser Studiengang für viele vermutlich abschreckend. Nicht zuletzt sicherlich, weil sich die meisten Jugendlichen (und gewiss auch viele Erwachsene) unter diesem Fachbegriff nichts vorstellen können. Ein*e Lehrer*in oder Altenpfleger*in ist viel greifbarer, aber welche*r 16-Jährige Schüler*in ist schon in Kontakt mit einem*r Mechatroniker*in gekommen, geschweige denn kann sich dessen konkreten Aufgaben vorstellen?

Abi und dann?
Mir erging es ähnlich: Als das Abitur immer näher rückte, begann ich mir langsam ernsthaftere Gedanken zu machen, wie meine Zeit nach der Schule aussehen könnte. Da mich die Möglichkeiten und Anzahl der Studiengänge damals schier erschlugen, machte ich bei diversen Berufsauswahltests mit, die mir mehrfach verschiedene Ingenieursberufe nahelegten, unter anderem den des*r Mechatroniker*in.
Mein damaliges Bild von diesem Berufsfeld belief sich recht klischeehaft auf Männer, die in Kfz-Werkstätten an Autos schrauben. Und da ich Autos schon immer wenig Interesse entgegenbringen konnte, strich ich den Studiengang Mechatronik recht schnell aus meinem Kopf.

Mechatronik - ein vielseitiges Berufsfeld
Durch Zufall stieß ich einige Wochen später erneut auf diesen Studiengang und stellte fest, dass man sich an der Hochschule München innerhalb dieses Studiums unter anderem auf Medizintechnik spezialisieren kann. Schnell war mein Interesse wieder geweckt und ich begann mich einzulesen: Ich fand heraus, dass Mechatronik ein Berufsfeld bezeichnet, welches die Disziplinen Mechanik, Elektronik und Informatik miteinander verbindet. Durch die breit gefächerte Grundlagenausbildung innerhalb der ersten drei Semester wird man zum*r "Super-Ingenieur*in" ausgebildet, wie uns später ein Professor liebevoll nannte. Und so verkehrt ist das nicht: Sollte sich während des Studiums herausstellen, dass Mechatronik doch nicht das perfekte Studium für einen ist, hat man innerhalb der Grundlagensemester noch weitestgehend die Möglichkeit, den Studiengang in einen Verwandten zu wechseln, ohne viele Fächer nachholen zu müssen, da man sich das meiste auch an anderen Universitäten anrechnen lassen kann. Außerdem entwickelt man ein umfassendes Verständnis für die unterschiedlichen Einzeldisziplinen und kann später gut als Vermittler zwischen ihnen fungieren.
So hatte ich beispielsweise als Mechatronikstudentin ab dem vierten Semester Humanbiologievorlesungen, da ich mich auf Medizintechnik spezialisiert hatte. Dadurch kann ich mich auf Augenhöhe mit Ärzten unterhalten, und wenn diese mit lateinischen Fachbegriffen um sich schmeißen, weiß ich - trotz meiner technischen Ausbildung - wovon sie sprechen.

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Praxisorientiertes Arbeiten

Typisch für ein Hochschulstudium ist außerdem, dass ein Bachelorabschluss statt sechs Semestern - wie an einer Universität - ein Semester länger dauert, also insgesamt sieben Semester. Im sechsten Semester findet ein Industriepraktikum statt, bei dem man ein halbes Jahr Vollzeit in einem Betrieb arbeiten darf. Generell sind Hochschule im Vergleich zur Universität viel praxisorientierter, weshalb ich gerade zu Beginn in den meisten Grundlagenfächern parallel Laborpraktika belegten konnte.

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Im Nachhinein bin ich sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben und mich für ein Mechatronikstudium entschieden zu haben. Ich stellte außerdem schnell fest: Man muss nicht zwangsläufig Interesse an Autos haben, um Mechatronik zu studieren. Ein generelles technisches Interesse und räumliches Vorstellungsvermögen sind vollkommen ausreichend.

Autorin: Viktoria Brunthaler