Eltern für die Schule

Die Schule soll Kindern Naturwissenschaften näherbringen - aber auch die Eltern haben dabei eine wichtige Rolle. Das hat Prof. Dr. Lutz Fiesser vom Institut für Physik und ihrer Didaktik der Universität Flensburg festgestellt, als er das Konzept der "MINIPHÄNOMENTA" erarbeitet hat; das sind 52 Experimentierstationen, die für zwei Wochen an Grundschulen gastieren.

Die Eltern sind zuhause, die „MINIPHÄNOMENTA“ in der Schule – gibt es da überhaupt Schnittstellen?
Fiesser: Eines der Ziele ist, dass die Kinder ihr Selbstkonzept und ihre Denkstrukturen durch Experimentieren und das Entwickeln von eigenen Fragen verändern, so dass sie einen Zugang zu Naturwissenschaften bekommen. Und dabei haben wir festgestellt: Die Rolle der Eltern ist sehr wichtig, auch wenn die MINIPHÄNOMENTA selbst in den Schulen ist.

Inwiefern?
Zum einen besteht die MINIPHÄNOMENTA ja aus 52 Stationen – die müssen irgendwie hergestellt werden. Wir haben keine Chance gesehen, dass die öffentliche Hand oder Verbände oder sonst wer Geld dafür ausgibt, um sie für Schulen zu produzieren. Das hätte aber auch, glaube ich, wenig Sinn gemacht. Es gibt nämlich noch einen anderen Aspekt.

Welchen denn?
Eben genau die Eltern. Diese werden in aller Regel in den pädagogischen Prozess Schule viel zu wenig eingebunden, sie müssen draußen bleiben. Das finde ich falsch. Deswegen habe ich vorgeschlagen, die Experimentierstationen von den Eltern bauen zu lassen.

Das klingt aber nach ziemlich viel Aufwand – und teuer.
Deswegen haben wir die Stationen geändert und angepasst. Und wir haben erprobt: Können die Eltern integriert werden? Können sie die Stationen überhaupt nachbauen? In Forschungsarbeiten haben wir nachgewiesen, dass die Stationen gar nicht so teuer, aufwendig und hochwertig sein müssen, sondern es auch viel einfacher und günstiger geht.

Haben die Eltern auch noch eine andere Rolle?
Ich glaube, die MINIPHÄNOMENTA ist deswegen so ein Erfolg, weil plötzlich zu Hause andere Gespräche geführt werden und neue Themen aufkommen. Die Eltern beteiligen sich auf einmal an der Schule. Und die Kinder, deren Eltern eine Station nachgebaut haben, sind natürlich sehr stolz und passen auf, dass keiner die Station beschädigt.

Haben Sie noch weitere Tipps für Eltern?
Ich kann nur alle Eltern und Großeltern dazu anhalten: Geht raus mit euren Kinder, in den Wald, an den Strand – da gibt es massenhaft Phänomene zu erkunden. Kinder können auch heute neugierig sein, sie haben eine unglaublich große Selbstbildungskraft. Sie sind nicht abhängig von Input oder Infos von außen – wenn man ihnen die nötige Zeit gibt.

Info: Nicht nur die Eltern und Lehrkräfte sollen gemeinsam anpacken und die Stationen nachbauen. Oft werden auch lokale Sponsoren eingebunden, die sie Schulen finanziell, materiell oder mit Wissen unterstützen. Durch das gemeinsame Nachbauen können nachhaltige Lernpartnerschaften zwischen Schule, Eltern und Wirtschaft entstehen.   

MINIPHÄNOMENTA für daheim

Drei Farbscheiben zeigen im Farbfilter die Phänomene von Farbmischung. Man braucht für diese Station durchsichtige Platten, die mit Folien in den Farben gelb, rot, blau beklebt werden. Hält man die Platten gegen das Licht und schiebt sie übereinander, erscheinen die unterschiedlichsten Farben. So erfahren die Kinder viel über Wahrnehmung.